Lesevergnügen
Parallelwelten - Abstecher nach Litauen
Ich bin in Ryptsjerk gelandet - Ryptsjerk hört sich weder niederländisch an, noch könnte ich sagen, dass ich mich wie in den Niederlanden fühle. Nach einigen „Omleidingen“-Schildern auf meiner Route, habe ich nach ca. 40 km beschlossen, es bei diesem Ort zu belassen. Die ersten Menschen, die ich treffe verstehen weder Niederländisch, noch Englisch, noch Deutsch - erst dachte ich sie sprechen vielleicht nur friesisch hier - doch wie sich später heraus stellte - es sind alles Litauer auf dem Camping Platz - und sonderbarer Weise gibt es auch nur Männer. Ein merkwürdiger Ort - auch die Räumlichkeiten ähneln eher einer skurrilen Ansammlung von Dingen der letzten Jahrzehnte. Was den Besitzer zu faszinieren scheint sind Spiegel - es gibt Spiegel über und hinter dem Waschbecken, neben den Schränken - vor der Toilette, in der Toilette und über der Waschmaschine. Das absolute Kontrastprogramm zu meinem vorherigen Natur Campingplatz. Trotz Natur wirkt mein aktueller Campingplatz eher bedrückend und trist - als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Große dunkle Tannen bieten Sichtschutz und Grenze zugleich - ich fühle mich trotz Natur eingeengt und getrennt. Es ist auch der erste Camping Platz, an dem sich die Menschen nicht für die anderen um sich herum zu interessieren scheinen oder vielleicht ist auch nur an diesem Abend keinem nach Austausch. Für mich ist es der Ort, der die Kommunikation erschwert. Es fehlt an Raum (trotz ausreichender Quadratmeter-Anzahl). Schon verrückt, wie unterschiedlich Orte sein können. Sobald ich die Auffahrt verlasse, bin ich wieder in einer anderen Welt. Wieder in Friesland - raus aus dem Litauen einer längst vergangenen Zeit.